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Auswirkungen der Mikrowellenstrahlung von Mobiltelefonen

Mikrowellen von Mobiltelefonen rufen reaktive Sauerstoffspezies hervor, aber keine DNA-Schäden, präleukämische Fusionsgene und Apoptose in hämatopoetischen Stamm-/Vorläuferzellen

Design und Durchführung der Studie

Mit dieser Studie sollte untersucht werden, ob die Einwirkung der Mikrowellenstrahlung von Mobiltelefonen der Standards GSM900 und UMTS geeignet ist, verschiedene Zellschäden hervorzurufen, wie etwa die Bildung freier Radikaler (Reaktive Sauerstoffmoleküle, ROS), Einzel- oder Doppelstrangbrüche der DNA, PFG und Apoptose in weißen Blutzellen aus menschlicher Nabelschnur.

Hierzu wurden zunächst verschiedene Zelltypen aus der menschlichen Nabelschnur isoliert. Die Blut-Stammzellen, Vorläuferzellen und reife Lymphozyten (CD45+-Lymphocyten, CD34+, CD38−-Stammzellen und CD34+ 38+-Vorläuferzellen) wurden anschließend gepulster GSM900- beziehungsweise UMTS-Strahlung von Testgeräten ausgesetzt. Es wurden 4–6 oder 5–6 voneinander unabhängige Experimente durchgeführt. Die Bestrahlung wurde mit jeweils einem Mobiltelefon (GSM900: Ericsson, UMTS: Nokia, 0,25 Watt) durchgeführt, gleichzeitig gab es einen nur scheinbestrahlten Ansatz. Die SAR-Werte betrugen bei GSM900 4 und 40 mW/kg (statisches Feld 37 µT, Hintergrund Niederfrequenz unter 2 µT) und bei UMTS 40 mW/kg (1947,4 MHz; statisches Magnetfeld 65 µT, niederfrequentes unter 2 µT). Je nach Experiment variierten die Bestrahlungszeiten zwischen einer und 10 Stunden. Die Temperatur war während der Bestrahlung nicht erhöht. Positive Kontrollen erfolgten für ROS mit Tert-butyl hydrogenperoxid (TBHP), für die DNA-Reparatur mit Röntgen-Bestrahlung, für die Apoptose mit Hitzeschock bei 43°C. Bei der Feststellung der Schäden an der DNA kam der Komettest zum Einsatz.

Insgesamt konnten zwischen scheinbestrahlten und bestrahlten Gruppen hinsichtlich der DNA-Schädigung, PFG und Apoptose keine Unterschiede festgestellt werden. Allerdings fanden sich nach einstündiger UMTS-Bestrahlung erhöhte ROS-Konzentrationen, die aber drei Stunden nach der Bestrahlung nicht mehr nachgewiesen werden konnten. Die ROS-Konzentration stieg in Abhängigkeit vom Grad der Zelldifferenzierung an. Das heißt, die endogene ROS-Produktion steigt mit dem Grad der Differenzierung (Stammzelle – Vorläuferzelle – Lymphozyt). Diese Unterschiede sind wahrscheinlich auf eine geringere Mitochondrienaktivität in den ruhenden Stamm- und Vorläuferzellen zurückzuführen.

Ergebnisse

Die gewonnenen Daten lassen erkennen, dass Blutzellen aus der Nabelschnur durch die gepulste Mikrowellenstrahlung zwar einen vorübergehenden Anstieg an ROS durchmachten, der aber keine dauerhafte DNA-Schädigung und Apoptose zur Folge hatte.

Allerdings wurde nach einer Stunde Bestrahlung mit UMTS in allen untersuchten Zellen eine erhöhte ROS-Produktion festgestellt. Das entspricht auch den Ergebnissen einer Reihe von anderen Studien. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass eine Bestrahlung mit Mikrowellen lebenslang stattfindet, kann auch ein geringer Anstieg von ROS nach bereits kurzzeitiger Bestrahlung in biologischer Hinsicht für die Entwicklung von Krebs von Bedeutung sein.

Schlussfolgerungen

Im Rahmen dieser Studie wurde erstmalig die Induktion von PFG in blutbildenden Zellen durch Mikrowellen untersucht. Aus den hierbei gewonnenen Daten lassen sich keine eindeutigen Schlüsse ziehen, ob Mikrowellen ein erhöhtes Risiko für Leukämie bei Kindern darstellen, dass es aber unter bestimmten Bedingungen zu erhöhten Konzentrationen von ROSs kommt, die allerdings reversibel sind und nicht zu einer gesteigerten DNA-Schädigung, Apoptose oder PFGs führen.
Zusammenfassung

Neben dem Risiko “Krebs” durch Mikrowellen haben viele Publikationen auch von erhöhten Konzentrationen reaktiver Sauerstoffmoleküle (ROS) berichtet. Dagegen gibt es nur wenige Studien, in denen keine erhöhte ROS-Produktion festgestellt wurde; vielmehr entdeckten 90 % der Studien nach einer Bestrahlung mit Mikrowellen in verschiedenen Zellarten eine erhöhte Produktion von ROS. Dieser Anstieg geht oft mit einer oxidativen Schädigung der DNA einher. DNA-Doppelstrangbrüche sind die schwerwiegendsten DNA-Schäden, die z. T. nur repariert werden können. Mit Hilfe von Labormethoden lassen sich beide Vorgänge nachweisen. Die Analysen nach erfolgter Mikrowellenbestrahlung zeigten zwar erhöhte Doppelstrangbrüche, aber keine Wirkung bis hin zur Hemmung der DNA-Reparatur. Bei Einzelstrangbrüchen und Apoptose (programmierter Zelltod) verhält es sich ähnlich: Einige Ergebnisse zeigten solche Wirkungen der Strahlung, andere hingegen nicht. Dieser Widerspruch könnte durch unterschiedliche Versuchsbedingungen verursacht sein, zum Beispiel durch die Art der verwendeten Zellen, das Kulturmedium, Oxidantien oder Antioxidantien, die Frequenz, Polarisation und Modulation der verwendeten Strahlung, eventuell vorhandene Magnetfelder im Hintergrund und so weiter.

Zwar ist die Kinderleukämie eine recht selten auftretende Erkrankung, dennoch ist sie, gemeinsam mit Hirntumoren, die häufigste bei Kindern vorkommende Krebsart. Leukämie bei Kindern geht von den Stammzellen der Blutzellen aus. Durch eine Verschiebung von Chromosomenteilen an andere Stellen der DNA und durch Mutationen kann es zur Bildung von fusionierten Genen (preleukemic fusion genes, PFG) kommen, die die Vorläufer der Leukämiezellen darstellen. Sie sind in Nabelschnurblut nachweisbar. Im Laufe der vergangenen 20 Jahre haben mehrere Studien gezeigt, dass diese PFGs in der gesunden Bevölkerung zwar vorhanden sind, aber nicht zwangsläufig zu Leukämie führen.

Elektromagnetische Felder können das Risiko, an Kinderleukämie zu erkranken, steigern. Es wird angenommen, dass nur solche PFGs zu Leukämie führen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Entwicklung der Stammzellen entstehen.

Oxidativen Zellstress als einen nicht-thermischen, schädigenden
Wirkmechanismus identifiziert die Studie von Durdik et al. (2019). Bei Bestrahlung mit GSM- und UMTS-Mobilfunkstrahlung wurde in Nabelschnurblutzellen ein zeitweiliger, aber vorübergehender Anstieg von freien Radikalen (ROS) festgestellt. Die Forscher wiesen darauf hin, dass auch ein geringer Anstieg von ROS nach kurzzeitiger Bestrahlung biologisch für die Krebsentwicklung von Bedeutung sein kann, wenn man berücksichtigt, dass eine Bestrahlung mit Mikrowellen lebenslang erfolgt.
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